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MI | 11.04.2012
Karpun (Bild: APA)
PINZGAU
Kaprun-Unglück: Gedenktag einer Katastrophe
Am 11. November jährt sich die Brandkatastrophe von Kaprun zum zehnten Mal. 155 Menschen kamen damals ums Leben, das juristische Nachspiel ist nach wie vor nicht beendet. Für Kaprun selbst wurde die Tragödie Teil der Geschichte.
Standseilbahn Gletscherdrache fährt in Tunnel (Bild: ORF) Plötzlich stieg schwarzer Rauch auf
Die Gedenkstätte bei der Talstation der Gletscherbahnen in Kaprun ist zum Mahnmal für ein unvorstellbares Unglück geworden.

Am 11. November 2000 fuhr kurz nach 9.00 Uhr die Standseilbahn "Gletscherdrache" in den Tunnel ein. Wenig später drangen dichte, schwarze Rauchwolken aus der Bergstation.

Niemand wusste genau, was passiert war. Im Tal trafen Hunderte Einsatzkräfte ein. Dann der Hoffnungsschimmer - aus dem Tunnel kamen Überlebende.
Kaprun-Unglück, abgebranntes Seilbahnwrack (Bild: ORF)
Der "Gletscherdrache" der Kapruner Gletscherbahnen (Bild: APA) Nur zwölf überlebten Katastrophe
"Ich habe mir gedacht: so, das war's, da kommen wir nicht mehr hinaus. Dann habe ich durch Zufall gesehen, wie einer auf der Seite bei einem Fenster raus ist und das hab ich dann auch gemacht", schilderte der Überlebende Gerhard Hanetseder.

Bald wurde jedoch klar, dass nur zwölf Menschen das Inferno im Tunnel überlebt haben, alle anderen kamen ums Leben - 155 Wintersportler aus acht Nationen.

Unter schwierigsten Umständen wurden die Leichen geborgen und zur Identifizierung in die Gerichtsmedizin gebracht. Als Todesursache stellte sich heraus, dass alle Opfer an Rauchgas erstickt waren.
"Sie sind irgendwo unter uns"
Eveline Klapper verlor ihren Mann und zwei Söhne bei dem verheerenden Brand, Maximilian war mit sechs Jahren das jüngste Opfer der Katastrophe.

"Am Anfang war es sehr schmerzhaft, aber wir haben gelernt, damit zu leben. Es ist ein ganz normales Thema bei uns geworden, und es wird bei uns normal darüber gesprochen, wie wenn sie noch hier wären. Sie sind irgendwo unter uns", sagte Eveline Klapper.
Kaprun-Unglück, abgebranntes Seilbahnwrack (Bild: ORF)
"Es ist Teil meines Lebens, ich denke täglich daran."
Verhängnisvoller Heizlüfter
Das ausgebrannte Wrack und die noch intakte Garnitur der Standseilbahn wurden geborgen und untersucht. Als Quelle des Feuers stellte sich ein Heizlüfter heraus, der in die Standseilbahn eingebaut war.

16 Männer wurden angeklagt, wegen fahrlässiger Herbeiführung einer Feuersbrunst. Unter den Beschuldigten war auch der damalige Betriebsleiter der Gletscherbahn, Günther Brennsteiner. Noch heute denkt er jeden Tag an das Unglück.

"Es ist Teil meines Lebens und ich lebe tagtäglich mit den Gedanken an dieses schreckliche Unglück. Aber ich habe für mich einen Weg gefunden, weiterzuleben, sehr wohl aber immer mit dem Bewusstsein dieser schrecklichen Katastrophe im Hintergrund", meinte Brennsteiner.
Kaprun-Prozessakten (Bild: ORF) Prozess: Alle Angeklagten freigesprochen
Nach 63 Verhandlungstagen fiel schließlich das Urteil, und alle Beschuldigten wurden freigesprochen - auch in zweiter Instanz. 160 Angehörige sind mit dem Urteil unzufrieden, sie kämpfen bis heute um eine Wiederaufnahme des Verfahrens.

"Der Zugang der Aufarbeitung ist ein sehr unterschiedlicher. Die rechtliche Würdigung ist zwar durch die Gerichte erfolgt. Ein Teil der Angehörigen hat dazu einen eigenen Blickwinkel und das müssen wir akzeptieren und auch respektieren", sagte der Kapruner Bürgermeister Norbert Karlsböck (SPÖ).
Foto: APA
"Sind eine Schicksalsgemeinschaft"
Auch wenn der durch die Brandkatastrophe befürchtete wirtschaftliche Zusammenbruch der Tourismusgemeinde ausgeblieben ist, das Unglück bleibt Teil der Geschichte von Kaprun.

"Angehörige und alle, die das Ereignis betroffen hat, sind eine Schicksalsgemeinschaft. Wir sind untrennbar miteinander verbunden", so Karlsböck.

Bei der Gedenkveranstaltung zum zehnten Jahrestag am Donnerstag werden in Kaprun Hunderte Hinterbliebene der 155 Todesopfer erwartet.
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