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MI | 11.04.2012
An Masern Erkrankte (Bild: ORF)
STADT SALZBURG
Masernepidemie: Vorwürfe gegen Schularzt
Nach dem Ausbruch einer Masernepidemie an der Rudolf-Steiner-Schule in Salzburg-Langwied kritisiert der Landessanitätsdirektor jetzt den Schularzt. Der habe nicht genug gegen die Ausbreitung der Krankheit getan.
"Missbrauch des Berufsethos"
Bisher sind 91 Masernkranke nach dem Ausbruch in der Waldorf-Schule gemeldet: In der Stadt Salzburg, dem Flachgau, dem Tennengau, dem angrenzenden Oberösterreich und aus Berchtesgaden sind Krankheitsfälle aufgetreten. Unter den Patienten ist auch eine schwangere Frau.

Salzburgs Landessanitätsdirektor Christoph König erhebt schwere Vorwürfe gegen den aus Deutschland stammenden Schularzt: "Wir werden Wege finden, wie wir diesen Missbrauch des Berufsethos' Herr werden." Von mangelnder Aufklärung und dem Verhindern der gesundheitsbehördlichen Maßnahmen ist dabei die Rede.
Soll von Impfung abgeraten haben
Der Mediziner handle gegen die geltende Lehrmeinung für den Gesundheitsdienst und verstoße gegen die Maßnahmen der Behörde, kritisiert König.

Der Arzt soll Eltern und Schülerinnen und Schüler von Impfungen abgeraten haben: "Wir haben das Problem, dass hier ein bayerischer Arzt ganz offensichtlich in diesem Sinne tätig ist. Aber wir werden versuchen, ihm die Berufsberechtigung in Österreich aus diesem Grund in irgendeiner Weise zu entziehen."
"Eine Empfehlung gilt nicht als Zwangsvorschrift."
Mediziner wehrt sich gegen Vorwürfe
Der betroffene bayerische Mediziner Stefan Görnitz weist die Vorwürfe zurück: "Eine Empfehlung ist eine Empfehlung. Und glücklicherweise leben wir noch in einem freien Rechtsstaat. Da gilt eine Empfehlung nicht als Zwangsvorschrift. Und dahingehend ist es auch zu respektieren, wenn sich Eltern jetzt möglicherweise gegen eine Impfung entscheiden."

Ob er alles getan habe, um Eltern und Schüler zu informieren, will Görnitz nicht selbst entscheiden: "Das ist ja relativ. Der eine sagt, das ist nicht genug, der andere sagt, das ist genug und ausreichend. Ich kann nur das tun, was mir möglich ist - eben in informativen Gesprächen darauf hinweisen, dass es sinnvoll sei. Mehr kann ich nicht tun."
Anzeige nicht ausgeschlossen
Die Landessanitätsdirektion prüft weiter die Verantwortung des schulärztlichen Dienstes. Eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft schließt der Salzburgs oberster Mediziner nicht mehr aus.

Aus seiner Sicht seien die Maßnahmen zur Eindämmung der Masern-Epidemie nicht oder nicht ausreichend umgesetzt worden, betont Christoph König.
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